Stefan Stössel / 2000

Stefan Stößel, O. T., 2000

„Stößels Gemäldezyklus nimmt sich mit Lust dieser ganz konkreten visuellen Inflation an und in der zwar variierten, jedoch gnadenlosen Wiederholung des Motivs, sei es Zebra- oder Tigerfell, klingt bereits wieder die unausweichliche Übersättigung und Erschlaffung an. Mit den Zitaten der gemusterten Stoffe schafft Stößel das Imitat und spielt malerisch mit identitätsbildenden Faktoren und damit nicht zuletzt auch mit den Polen von Individualität und Uniformität, die an dem Punkt der Verführbarkeit sehr leicht ins Eins fallen. >>Pelze für alle<< könnte die Devise seiner jüngsten Arbeiten heissen und das Kippen von Luxus in absolute Banalität illustrieren.“

„…bleibt Stefan Stößel insofern treu, indem er sein malerisches Handwerk mit erheblicher Präzision betreibt. Willkürliche Spuren innerhalb der scharf abgegrenzten ornamentalen Areale lässt er nur ungerne passieren. Es ist ihm um kalkulierte Malerei zu tun, die zwar in klischeehafte Abstraktion, nie aber in naturalistische Effekthascherei mündet.“

Stößel’s series of paintings takes on this very concrete, visual inflation and in the varied, yet merciless repetition of motif (be it zebra or tiger fur) the inevitable over saturation and tiring becomes evident. By quoting the pattered fabric, Stößel creates an imitation of the imitation and plays with the painting in respect to the identity forming factors. Thereby, we see not least the poles of individualism and uniformity, which at the point of seduction very easily become one. „Fur for everyone“could be the motto for his most recent work and illustrate the point where luxury turns in to banality.

„…Stefan remains loyal, while pursuing his painter’s craft with extraordinary precision. The arbitrary traces within the focused, bordered ornamental areas is something he only hesitantly allows. He deals with calculated paining that may touch upon cliché abstraction, but never chases after naturalistic effects.

Auszug Katalog Künstleraustausch Columbus Ohio-Freistaat Sachsen, S. Altmann (2001)

Stefan Stößel, Bilder: ohne Titel, 2000

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Stefan Stössel

1970 geboren in Bad Salzungen

1996 Arbeitsstipendium Künstlerhaus Lukas des Freistaates Sachsen

1991-1998 Studium der Malerei/Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Arno Rink

seit 1999 Meisterschüler bei Prof. Astrid Klein, HGB Leipzig

2000 Aufenthaltsstipendium Künstlerhaus Lucas Ahrenshoop

2000 Aufenthaltsstipendium Columbus/Ohio, USA

Stefan Stößel

Stefan Stössel / 2000

Stefan Stößel, O. T., 2000

Vor der Ära der Fotografie galt Zeichnen als Voraussetzung von Malerei und Mittel zur Weltaneignung. Bereits bei Plinius findet sich der Mythos von der Geburt der Zeichnung aus der Feinlinigkeit eines menschlichen Schattens. Diese Genealogie verfolgt Sven Brauch weiter. Wenn bei „Tableau“ die Einladung zur Besetzung einer Leerstelle mit imaginären Bildwelten ergeht, so wird diese Möglichkeit in Arbeiten wie „Kirschbaumschatten“ (2000) externalisiert. Schatten und dessen abwesender Gegenstand fungieren hier als Verlängerung der Plinius`-schen Überlieferung vom Ursprung der Bildkunst (aus dem Geiste von Silhouette und Umrisszeichnung) und als einander bedingendes Paar zur Konstitution von Realität. Der gemalte, objektlose Schatten versteht sich zwar als Reflektion über die Historie des Mediums, formuliert aber genauso Unbehagen über haptische Defizite zugunsten virtueller Surrogate – aus einem gänzlich unerwarteten Blickwinkel, dem der Malerei.

Before the era of photography, drawing was considered a prerequisite of painting and a medium to assist in appropriating the world. Already in Pliny, we find the myth of the birth of drawing from the fine outlines of human shadow. Sven Braun continues this genealogy. If „Tableau“ is an invitation to fill an empty space with imaginary imagery, then this possibility is externalized in works such as „Kirschbaumschatten“ (Cherry Tree Shadows,2000). Shadows and their absent objects work here as an extension of a Plinian tradition of the origin of the art of images (from the spirit of silhouette and contour drawings) and as an inter-dependant pair to the constitution of reality. The painted shadow, free of its object is understood as a reflection on the history of the medium, but formulates however, it’s unease with haptic deficits in favour of virtual surrogates – form a very unexpected point of view, that of painting.

Auszug Katalog Künstleraustausch Columbus Ohio-Freistaat Sachsen, S. Altmann (2001)

Bild: Sven Braun, Kirschbaumschatten, 2000