Sven Braun / 2000

Sven Braun, Kirschbaumschatten, 2000

Vor der Ära der Fotografie galt Zeichnen als Voraussetzung von Malerei und Mittel zur Weltaneignung. Bereits bei Plinius findet sich der Mythos von der Geburt der Zeichnung aus der Feinlinigkeit eines menschlichen Schattens. Diese Genealogie verfolgt Sven Brauch weiter. Wenn bei „Tableau“ die Einladung zur Besetzung einer Leerstelle mit imaginären Bildwelten ergeht, so wird diese Möglichkeit in Arbeiten wie „Kirschbaumschatten“ (2000) externalisiert. Schatten und dessen abwesender Gegenstand fungieren hier als Verlängerung der Plinius`-schen Überlieferung vom Ursprung der Bildkunst (aus dem Geiste von Silhouette und Umrisszeichnung) und als einander bedingendes Paar zur Konstitution von Realität. Der gemalte, objektlose Schatten versteht sich zwar als Reflektion über die Historie des Mediums, formuliert aber genauso Unbehagen über haptische Defizite zugunsten virtueller Surrogate – aus einem gänzlich unerwarteten Blickwinkel, dem der Malerei.

Before the era of photography, drawing was considered a prerequisite of painting and a medium to assist in appropriating the world. Already in Pliny, we find the myth of the birth of drawing from the fine outlines of human shadow. Sven Braun continues this genealogy. If „Tableau“ is an invitation to fill an empty space with imaginary imagery, then this possibility is externalized in works such as „Kirschbaumschatten“ (Cherry Tree Shadows,2000). Shadows and their absent objects work here as an extension of a Plinian tradition of the origin of the art of images (from the spirit of silhouette and contour drawings) and as an inter-dependant pair to the constitution of reality. The painted shadow, free of its object is understood as a reflection on the history of the medium, but formulates however, it’s unease with haptic deficits in favour of virtual surrogates – form a very unexpected point of view, that of painting.

Auszug Katalog Künstleraustausch Columbus Ohio-Freistaat Sachsen, S. Altmann (2001)

Sven Braun, Bild: Kirschbaumschatten, 2000

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Sven Braun

1968 geboren in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)

1998 Diplom an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig

2000 Gast des Columbus Arts Council, Ohio, USA

Sven Braun

Sven Braun / 2000

Sven Braun, Kirschbaumschatten, 2000

Vor der Ära der Fotografie galt Zeichnen als Voraussetzung von Malerei und Mittel zur Weltaneignung. Bereits bei Plinius findet sich der Mythos von der Geburt der Zeichnung aus der Feinlinigkeit eines menschlichen Schattens. Diese Genealogie verfolgt Sven Brauch weiter. Wenn bei „Tableau“ die Einladung zur Besetzung einer Leerstelle mit imaginären Bildwelten ergeht, so wird diese Möglichkeit in Arbeiten wie „Kirschbaumschatten“ (2000) externalisiert. Schatten und dessen abwesender Gegenstand fungieren hier als Verlängerung der Plinius`-schen Überlieferung vom Ursprung der Bildkunst (aus dem Geiste von Silhouette und Umrisszeichnung) und als einander bedingendes Paar zur Konstitution von Realität. Der gemalte, objektlose Schatten versteht sich zwar als Reflektion über die Historie des Mediums, formuliert aber genauso Unbehagen über haptische Defizite zugunsten virtueller Surrogate – aus einem gänzlich unerwarteten Blickwinkel, dem der Malerei.

Before the era of photography, drawing was considered a prerequisite of painting and a medium to assist in appropriating the world. Already in Pliny, we find the myth of the birth of drawing from the fine outlines of human shadow. Sven Braun continues this genealogy. If „Tableau“ is an invitation to fill an empty space with imaginary imagery, then this possibility is externalized in works such as „Kirschbaumschatten“ (Cherry Tree Shadows,2000). Shadows and their absent objects work here as an extension of a Plinian tradition of the origin of the art of images (from the spirit of silhouette and contour drawings) and as an inter-dependant pair to the constitution of reality. The painted shadow, free of its object is understood as a reflection on the history of the medium, but formulates however, it’s unease with haptic deficits in favour of virtual surrogates – form a very unexpected point of view, that of painting.

Auszug Katalog Künstleraustausch Columbus Ohio-Freistaat Sachsen, S. Altmann (2001)

Bild: Sven Braun, Kirschbaumschatten, 2000