Anna Alexandra Neroslavsky / 2018

Ohio liegt ganz sicher im mittleren Westen der USA und „genießt“ den Ruf, der Max Mustermann unter Amerikas Bundesstaaten zu sein. Spektakulär unscheinbar. Die Hauptstadt Columbus gilt als dermaßen idealtypisch amerikanisch, dass viele landesweite Unternehmen ihre Produkte zuerst hier testen. Auch die Stadtbewohner scheinen sich als Elite der amerikanischen Gewöhnlichkeit wahrzunehmen. Smalltalks führen erstaunlich oft zum Satz: Hier in Ohio können Sie das echte, bodenständige, ehrlich arbeitende Amerika erleben. Wobei viele von ihnen trotz dieser Empfehlung verwundert sind, dass man dennoch ausgerechnet hierhergekommen ist.

Ich konnte in Cbus, wie die Einheimischen es manchmal nennen, unglaublich gut arbeiten. Die Durchschnittlichkeit der Stadt birgt eine wunderbare Mischung aus Ruhe und Trubel, fleißigen Ateliertagen und wilden Raggaeparties mit anschließendem Halt bei „Mikey’s Late Night Sice“.

Dieses Stipendium hat mir genau dieses Amerika wiedergegeben, was ich so sehnlichst vermisst habe. Ich habe auch alles mitgenommen: Chicken Wings und Football, eine Electionparty der Demokraten zur Wahl ins Abgeordnetenhaus, eine wilde Fahrt mit dem einzigen Stadtbus, in dem nur zahnlose Obdachlose sitzen.

Aus Transportgründen habe ich auf meine übliche Praxis aus Malerei auf Leinwand verzichtet und mit Öl auf Papier gemalt.

Ohio is safely located in the Midwest of the USA and „enjoys“ the reputation of being the John Smith among America’s states. Spectacularly unimpressive. The capital Columbus is considered to be so ideally American that many nationwide companies test their products here first. City residents also seem to perceive themselves as the elite of American commonality. Smalltalks surprisingly often lead to the sentence: Here in Ohio you can experience the real, down-to-earth, honestly working America. Whereby many of them, despite this recommendation, are surprised that one has come here of all places.

I was able to work incredibly well in Cbus, as the locals would sometimes call it. The mediocrity of the city harbors a wonderful mixture of peace and quiet, busy studio days and wild Ragga parties followed by a stop at „Mikey’s Late Night Sice“.

This scholarship gave me back exactly this America that I missed so much. I also took everything with me: Chicken wings and football, a Democratic election party for the House of Representatives, a wild ride on the only city bus with only toothless homeless people on it.

For reasons of transportation I gave up my usual practice of painting on canvas and painted with oil on paper.

Anna Alexandra Neroslavsky, Bilder: „Fluff“, Öl auf Papier, 40 x 30 cm, 2018

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Anna Alexandra Neroslavsky

1988 geboren in Moskau, Russland

1995 Umzug nach Frankfurt am Main als Kontingentflüchtling

ab 2009 Studium der Freien Bildenden Kunst an der Kunsthochschule Mainz
in der Fachklasse für Malerei bei Prof. Anne Berning

2011-2017 Stipendiatin des Cusanuswerks

seit 2012 Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst
Leipzig bei Prof. Ingo Meller und Prof. Oliver Kossack

2015 Diplom mit Auszeichnung an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig

2017 Meisterschülerabschluss bei Heribert C. Ottersbach

2018 Aufenthaltsstipendium Stiftung Opelvillen, Rüsselsheim ‚Masters of None‘, Arbeitsaufenthalt und Workshop in Yangon, Myanmar Aufenthaltsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für Columbus, Ohio, USA

2019 Lehrbeauftragte an der Kunsthochschule Mainz

2019 Stipendiatin der Stiftung „Zurückgeben“, Berlin

2020 Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds, Bonn

Anna Alexandra Neroslavsky

Anna Alexandra Neroslavsky / 2018

Ohio liegt ganz sicher im mittleren Westen der USA und „genießt“ den Ruf, der Max Mustermann unter Amerikas Bundesstaaten zu sein. Spektakulär unscheinbar. Die Hauptstadt Columbus gilt als dermaßen idealtypisch amerikanisch, dass viele landesweite Unternehmen ihre Produkte zuerst hier testen. Auch die Stadtbewohner scheinen sich als Elite der amerikanischen Gewöhnlichkeit wahrzunehmen. Smalltalks führen erstaunlich oft zum Satz: Hier in Ohio können Sie das echte, bodenständige, ehrlich arbeitende Amerika erleben. Wobei viele von ihnen trotz dieser Empfehlung verwundert sind, dass man dennoch ausgerechnet hierhergekommen ist.

Ich konnte in Cbus, wie die Einheimischen es manchmal nennen, unglaublich gut arbeiten. Die Durchschnittlichkeit der Stadt birgt eine wunderbare Mischung aus Ruhe und Trubel, fleißigen Ateliertagen und wilden Raggaeparties mit anschließendem Halt bei „Mikey’s Late Night Sice“.

Dieses Stipendium hat mir genau dieses Amerika wiedergegeben, was ich so sehnlichst vermisst habe. Ich habe auch alles mitgenommen: Chicken Wings und Football, eine Electionparty der Demokraten zur Wahl ins Abgeordnetenhaus, eine wilde Fahrt mit dem einzigen Stadtbus, in dem nur zahnlose Obdachlose sitzen.

Aus Transportgründen habe ich auf meine übliche Praxis aus Malerei auf Leinwand verzichtet und mit Öl auf Papier gemalt.

Ohio is safely located in the Midwest of the USA and „enjoys“ the reputation of being the John Smith among America’s states. Spectacularly unimpressive. The capital Columbus is considered to be so ideally American that many nationwide companies test their products here first. City residents also seem to perceive themselves as the elite of American commonality. Smalltalks surprisingly often lead to the sentence: Here in Ohio you can experience the real, down-to-earth, honestly working America. Whereby many of them, despite this recommendation, are surprised that one has come here of all places.

I was able to work incredibly well in Cbus, as the locals would sometimes call it. The mediocrity of the city harbors a wonderful mixture of peace and quiet, busy studio days and wild Ragga parties followed by a stop at „Mikey’s Late Night Sice“.

This scholarship gave me back exactly this America that I missed so much. I also took everything with me: Chicken wings and football, a Democratic election party for the House of Representatives, a wild ride on the only city bus with only toothless homeless people on it.

For reasons of transportation I gave up my usual practice of painting on canvas and painted with oil on paper.

Bilder: „Fluff“, Öl auf Papier, 40 x 30 cm, 2018